Samstag, 2. Februar 2013

Der Weg ist das Ziel - Rezension zu "Mecklenburger Winter" von Chris P. Rolls



… treffender kann man wohl den Inhalt dieses Buches nicht beschreiben.

„Mecklenburger Winter“, so nennt sich der romantische Schwulenroman von Chris P. Rolls, der mir großen Spaß bereitet hat zu lesen.
Er handelt von dem ehrgeizigen Triathleten Kai, der sich Hals über Kopf (wortwörtlich, möchte man meinen ;) ) in den jungen Leon verliebt. Leon ist Reitsportler, seine Lebenssituation alles andere als einfach – und das ist es auch, was Kai oft zu schaffen macht.
Ich möchte gar nicht viel mehr über den Inhalt verraten, weil ich es immer furchtbar finde, eine Rezension zu lesen in der mir das halbe Buch erzählt wird. :D Trotzdem möchte ich versuchen, ein möglichst klares Bild von dem zu schaffen, was den Leser in diesem Buch erwartet.

Mich hat der Roman von Anfang an nicht mehr losgelassen. Kaum hatte ich die Leseprobe gelesen, war ich wie gefangen, auch wenn mich die Inhaltsangabe des Buches nicht gleich überzeugt hat. Am liebsten hätte ich die Tage nur noch lesend verbracht. Chris schreibt wunderbar, mit viel Feingefühl für das Erzählen und den Hauptcharakter und personalen Erzähler Kai.
Der erste Kuss der beiden Protagonisten– ich lasse nun mal offen, wie er verläuft – ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben. Man trifft hier auf viele Gefühle und Empfindungen, die einem den Charakter Kai sehr nahe bringen. Manchmal ging es mir sogar so, dass ich, mal zweifelnde, mal hoffnungsvolle Gedanken hatte – und kurz darauf hat Kai sie selbst gedacht. Das hat ihn für mich sehr echt wirken lassen! Auch seine Gedanken, die Chris oftmals direkt formuliert, also Kai selbst 'zu Wort' kommen lässt, verstärken diese Wirkung. Zu Beginn haben sie mich etwas aus dem Lesefluss gebracht, aber im Nachhinein gehören sie einfach dazu, denn sie gehören zu Kai, der einfach nie die Klappe halten kann. Ich habe mich sehr bald köstlich über seine Gedankengänge amüsiert oder mitgefühlt.

Gerade zu Beginn sind mir auch die schönen Beschreibungen der winterlichen Mecklenburger Landschaft aufgefallen, die nicht zu lang sind, sondern gerade richtig um ein schönes Winterbild im Kopf zu schaffen. Im weiteren Verlauf des Buches hatte ich immer Bilder im Kopf, von der Welt in der sich die Charaktere bewegen. :)

Zwischenzeitlich fehlte mir ein wenig der Einblick in Leons Gefühlswelt. Es gibt einige ernsthafte Gespräche, in denen mir Leon ein wenig zu kurz kommt und auch nicht ganz authentisch wirkte. Es geht alles etwas schnell – das kann aber auch einfach an Kai liegen, aus dessen Sicht wir ja alles mitbekommen. ;)
Wenn die ersten Hürden überwunden sind, bekommt Leon aber wieder mehr Substanz – ich, als Leser, war wieder voll drin und habe mich glatt ein wenig mit verliebt ;) Der junge Mann, zu dem Leon sich im Laufe des Buches entwickelt, ist einfach zum Knutschen. Es war eine wahre Freunde, mitzuerleben, wie er sich immer mehr öffnete und mehr von sich zeigte. :)

Die Geschichte ist ein ständiges Auf und Ab. Chris schafft es, Kai und dem Leser in kurzer Abfolge in Hoffnung schwelgen zu lassen, dass alles gut wird, nur um kurz darauf diese wieder zu nehmen – bis das Spiel wieder von vorne anfängt. Eine richtiger Zitterpartie – kein Wunder, dass man das Buch nicht weglegen möchte.
Es gab so viele Szenen, während denen ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen habe. Der Spannungsbogen wird aufrecht erhalten. Kurz vor Schluss verliert die Geschichte ein wenig an Spannung – aber ich finde nicht, dass das dem Buch einen großen Abbruch tut. Ich habe es immer noch sehr gerne zu Ende gelesen und mit einem leisen, zufriedenen Seufzen zugeklappt. ;)

Chris hat wieder bewiesen, dass sie es schafft, jedem ihrer Charaktere etwas ganz eigenes zu geben, sie zu wirklichen Personen zu machen, mit denen man mitfühlen, -weinen und -lachen kann. Ein tolles Buch, dass ich nur weiterempfehlen kann.

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